Josef Haslinger

Josef Haslinger, geboren am 5. 7. 1955 in Zwettl (Niederösterreich), studierte in Wien Philosophie, Theaterwissenschaft und Germanistik. 1977 bis 1992 Mitherausgeber der Literaturzeitschrift „Wespennest“. Lehraufträge in Kassel, Innsbruck, Wien und Ohio. Von 1986 bis 1989 Generalsekretär der „Grazer Autorenversammlung“. Organisator vielfältiger literarischer Veranstaltungsreihen, unter anderem seit 1986 der „Wiener Vorlesungen zur Literatur“. 1989 Writer-in-Residence am Oberlin College in Ohio, USA. 1991 Gastprofessur an der State University in Bowling Green, Ohio. Mitbegründer der antirassistischen Plattform „SOS Mitmensch“. Seit 1996 Professor für Literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Im Wintersemester 2001/2002 Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, 2002 Wiener Vorlesungen zur Literatur. Präsident des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland ab 2013.

*  5. Juli 1955

von Rüdiger Wischenbart

Essay

„Nichts hat meine eigene literarische Arbeit bisher nachhaltiger ins Stocken gebracht, als diese Erkenntnis, einer Tradition anzugehören, der die Realität verlorengeht“, notierte Josef Haslinger 1989. Angesprochen ist jener literarische „kritische Realismus“, den in den siebziger und frühen achtziger Jahren politisch engagierte Autoren in Wien wie Helmut Zenker, Gernot Wolfgruber oder Michael Scharang den Avantgardismen der Wiener und der Grazer Gruppe entgegenhalten wollten. Im Dezember 1974 debütierte Haslinger in der „zeitschrift für brauchbare texte und bilder“ „wespennest“, die 1969 unter den politisch-programmatischen Vorzeichen der Studentenbewegung und in ...